Ein Rückblick auf  385 Tage

Am 03. Juni 2017 habe ich Deutschland zum Trip meines Lebens verlassen und wollte mindestens ein Jahr wegbleiben. Das war das absolute Minimalziel. Meine Überlegung war ursprünglich, nach dem Besuch meiner Kinder im Juni 2018 wieder zurück nach Australien zu fliegen, um meine Reisekasse wieder etwas aufzufüllen. Per Zufall bin ich jedoch über einen unschlagbar günstigen Preis für einen Direktflug von Singapur nach Berlin gestolpert und bin am 24. Juni 2018 für 110,-€ wieder zurück nach Deutschland geflogen. Meine Reisekasse kann ich auch hier auffüllen- auch wenn es etwas länger dauern wird, denn ich gebe hier auf jeden Fall deutlich mehr Geld aus als ich es bisher auf meiner Reise gewohnt war…

Sehr viel ist passiert in dieser Zeit. Ich habe Dinge gesehen und erlebt, die mich den Rest meines Lebens aufbauen werden, Menschen getroffen, die trotz oder gerade wegen ihrer materiellen Armut so unglaublich reich an Liebe und einer positiven Lebenseinstellung sind. Ich habe Orte gesehen, die mir so unwirklich erschienen, weil ich sie immer nur in Büchern oder Filmen bewundert habe. Oft wurde mir erst viel später bewusst, was ich erlebt und gesehen habe, als ich mir Fotos auf meinem Iphone angeschaut und erst dann realisiert habe, dass es tatsächlich passiert ist. In diesen Momenten ist die Begeisterung so groß, dass man einfach nur aufnimmt- das Verarbeiten kommt oft sehr viel später… 

Es gab natürlich Situationen, in denen ich mich über verschiedene Dinge geärgert habe. Und es gab auch Momente der kleineren und größeren Krisen, in denen ich viele hinterfragt und mich nach dem Sinn gefragt habe- nach dem Sinn dieser Reise und auch nach dem Sinn des Lebens. Ich habe die Antworten für mich selbst entdeckt, warum ich das alles wollte, warum ich nie aufgehört habe zu träumen– gerade in den Momenten, in denen diese kleinen Dinge passiert sind, in denen ich alleine auf einem Hügel saß, umgeben von Nichts, und über die Schönheit der Natur gestaunt habe. In diesen sehr kurzen Momenten, in denen sich die Blicke mit wildfremden Menschen treffen und man sich gegenseitig einfach nur ein kleines Lächeln schenkt; ein Lächeln, das von Innen kommt, ohne Hintergedanken oder eines vermeintlichen Vorteils, den sich dein Gegenüber verhofft, wie man es als Reisender leider so oft erlebt…

Ich habe unheimlich viele Menschen kennen gelernt, von denen ich von jedem Einzelnen ein kleines bisschen gelernt und mitgenommen habe. Mit den meisten davon werde ich nie wieder Kontakt haben, da wir einfach keine Kontaktdaten ausgetauscht haben. Viele habe ich zumindest als neue Freunde in den sozialen Medien aufgenommen. Mit einigen stehe ich noch in Kontakt und ich bin davon überzeugt, dass ich den ein oder anderen wieder treffen werde, wenn ich zum zweiten Teil meines Projekts starte- denn den Aufenthalt in Deutschland sehe ich nur als Unterbrechung meiner Reise… 🙂

Je weniger ein Mensch hat, desto reicher ist er…

Ich habe manchmal tatsächlich auch darüber nachgedacht, mein Projekt abzubrechen und einfach wieder nach Hause zu fliegen, was ich zum Glück nicht gemacht habe, denn aufgeben war eigentlich nie eine Option. Ich kann nicht sagen, dass ich jemals großartig Heimweh verspürt habe. Lediglich der Wunsch, Freunde und Familie “live” zu sehen, war immer in mir- mal mehr, mal weniger, aber er war da. Möglicherweise ist das auch der Grund, warum ich so oft geträumt habe, dass ich für eine sehr kurze Zeit nach Hause kam und dann wieder ging…

Quo Vadis, Nomadic Vic…?

Ich hatte keine Lust, Buch über meine Reise zu führen, wie viele BloggerkollegenInnen das tun. Folglich kann ich auch nicht sagen, wie viel genau ich für Verpflegung, Transport und Unterwäsche ausgegeben habe. Aber als Betriebswirt bin ich natürlich schon etwas “statistikgeil” und habe mal versucht, meinen Trip in Zahlen zusammenzufassen. Die zurückgelegten Strecken konnte ich nur für meine “Umzüge” notieren. Ausflüge oder andere Fahrten zwischendurch sind hier nicht dabei…

Etwas Statistik

  •  386 Tage 7 Stunden und 5 Minuten lang war ich weg
  • 8317 Kilometer habe ich in 33 Fahrten mit dem Bus zurückgelegt
  • 7320 Kilometer bin ich in 10 Fahrten mit dem Zug gefahren
  • 28 mal bin ich geflogen und habe dabei 43081 Kilometer zurückgelegt
  • 287 Kilometer bei 7 Fahrten mit dem Schiff
  • 5234 Kilometer mit dem Auto bei 8 Fahrten
  • Insgesamt habe ich eine Strecke von 55922 Kilometern zurückgelegt
  • Ich habe 110 neue Facebook- Freunde und darüber hinaus noch viel viel mehr Menschen kennen gelernt, die ich nicht zahlenmäßig erfasst habe
  • In dieser Zeit habe ich an Gewicht zugenommen und verloren und war am Ende 11 kg leichter als ein Jahr zuvor

Was ich jedoch viel wichtiger als Zahlen und Statistiken finde, und was ich außer den vielen tollen Menschen, die ich kennen lernen durfte, mitnehme, ist:

Ich bin nicht nur aus meiner Komfortzone raus, sondern ich habe sie in vielen Situationen weit weit hinter mir gelassen, was in diesen Momenten für mich natürlich immer sehr negativ war.  Spontan denke ich da natürlich immer sofort an meine Erlebnisse in der Mongolei, wo es weder menschlich, noch gesundheitlich geklappt hat und die negativen Erlebnisse überwiegen.  Aber gerade in diesen schlechten Momenten, wo wir uns weit aus unserer Komfortzone begeben, wachsen wir aus uns heraus und lernen wirklich zu kämpfen und an unserer Ausdauer zu arbeiten.  Wenn ich jetzt, mit etwas zeitlichem Abstand daran zurückdenke, stelle ich fest, dass ich selbst diese sch…. Momente positiv in Erinnerung behalten habe…

Einer meiner negativsten Momente auf meiner Reise- und selbst da dachte ich daran, ein Selfie zu machen….

Mein eigener Horizont hat sich in dieser Zeit extrem erweitert und ich bin überzeugt davon, dass ich mich positiv verändert habe. Ich bin gelassener geworden, mit einer positiveren Einstellung zum Leben, vielleicht auch ein Stück weit reifer. Ich habe meinen Traum, den ich über 20 Jahre lang geträumt habe, verwirklicht. Und ich kann sagen, das Warten hat sich gelohnt…

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